Abschiedsgedichte

 

 

Abschiede sind Teil unseres Lebens. Manche fallen leichter, manche schwerer.

Wenn es offizielle Verabschiedungen gibt, werden Reden geschwungen. Es bietet sich aber auch das folgende Gedicht an.

Wo immer einer Abschied nimmt

 

Wo immer einer Abschied nimmt,
egal wer, wann und wo,
gibt’s einen, der die Rede hält,
denn das gehört sich so.

Er sucht die schönsten Worte aus
und setzt sie aneinander,
damit am Ende jeder sagt:
„Nein, wirklich! So was kann der!“

 

Die Worte sind nicht nur sehr schön,
sie sind auch stets die gleichen.
Der Redner wird mit Sicherheit
das Negative streichen,

stattdessen Klugheit, Weitblick, Kraft
von Meier/Müller preisen
und auf die Unersetzbarkeit
des Scheidenden hinweisen.

 

Der, welcher geht, erfreut sich dran,
schaut dementsprechend munter,
Solch Anerkennung bläht die Brust,
das geht wie Öl hinunter!

Allein, es bleiben Zweifel doch,
wenn auch vielleicht nur spärlich:
war dieses Lob Lobhudelei?
War diese Rede ehrlich?

 

Darum: wenn einer Abschied nimmt,
so sei man sehr bescheiden
mit Worten, Sätzen, Reden, denn
die sind nur „Ohrenweiden“.

Das Wesentliche sieht man nicht,
es lässt sich nur schwer fassen
und wird sich auch mit bestem Willen
nicht ganz erklären lassen:

 

Der, welcher geht, nimmt stets ein Stück
von denen mit, die bleiben,
und ebenso lässt er von sich
etwas zurück beim Scheiden.

Das sieht für jeden anders aus,
es lässt sich nicht benennen,
doch wenn man mit dem Herzen schaut,
dann wird man es erkennen.

©Renate Eggert-Schwarten

Hier ein Kurzgedicht für die Karte oder das Abschiedsgeschenk.

Abschied

 

Ohne dich wird’s lausig werden,
furchtbar werd ich dich vermissen,
und auf ganz spontane Treffen
werde ich verzichten müssen.

Doch – ich schwör’s – auch in der Ferne
bist du meinem Herzen nah.
Und was auch geschehen mag:
ich bin immer für dich da.

©Renate Eggert-Schwarten

Zum Schluss ein Abschiedsgedicht für Menschen, die den Abschiedsschmerz humorvoll auf die Schippe nehmen wollen. Ein wenig übertriebener schauspielerischer Einsatz ist angebracht.

Du gehst

 

Ach, es ist so traurig,
dass du gehst! Du gehst.
Und ich fühl mich schaurig,
wenn du gehst! Du gehst.

 

Wer soll dich ersetzen,
wenn du gehst - du gehst,
frag ich voll Entsetzen,
wenn du gehst? Du gehst.

 

Alle werden weinen,
wenn du gehst – du gehst,
die Großen wie die Kleinen,
wenn du gehst – du gehst.

 

Keiner kann wie du sein,
der du gehst – du gehst.
Und es quält ganz ungemein,
dass du gehst. Du gehst.

 

Könnten wir verhindern,
dass du gehst – du gehst,
würd’ es Schmerzen lindern,
doch du gehst – du gehst.

 

Dein Bleiben ist Illusion,
denn du gehst – du gehst
und bist bald auf und davon,
ja, du gehst – du gehst.

 

Und – nicht zu vergessen –
wenn du gehst – du gehst:
bitte mach die Tür zu,
weil es draußen bläst.

©Renate Eggert-Schwarten