Gedichte zum 50. Geburtstag

 

 

             

         

50 Jahre sind relativ viel oder relativ wenig,

es kommt ganz darauf an, wie man es sieht.

  

Die folgende Verse sind zumeist humorvoll gehalten, bieten aber auch einige ernsthafte Gedanken zum 50. Geburtstag an.

Relativitätstheorie

 

50 Meter sind nicht viel
bei Wettkampf oder Sport und Spiel.
50 Meter sind ne Menge, 
ziehn sich ziemlich in die Länge,
wollen wir mit zwei, drei Taschen
noch den letzten Zug erhaschen...

50 Haare sind im Essen
wirklich nicht mehr angemessen!
50 Haare auf dem Kopf -
und du bist ein armer Tropf.

50 Taler in der Tasche
waren früher richtig „Asche“,
50 Euro reichen heute 
nicht mal für dein Grabgeläute.

50 Flaschen Wein im Keller
leeren sich mit Freunden schneller,
50 ganz allein getrunken
löschen jeden Lebensfunken...

50 Jahre sind ganz ähnlich,
manchmal viel und manchmal wenig,
je nach dem, wie man’s betrachtet
und worauf man grade achtet.

Darum mach dir keine Sorgen
Über Gestern oder Morgen,
denn mit Prognosen liegt man schief:
jede Zahl ist relativ!

Nimm die 50 nicht als Bürde,
sondern trage sie mit Würde!
Mit Erfahrung im Gepäck
Steckst du jedes Alter weg.

©Renate Eggert-Schwarten

Das nächste Gedicht ist eher ein Mini-Theaterstück in Versform. Es ist für einen Mann geschrieben. Auch hier geht es um die Frage, wie sehe ich auf den 50. Geburtstag: eher pessimistisch oder eher optimistisch?
Es treten auf : ein Engelchen und ein Teufelchen, die dem Geburtstagskind natürlich unterschiedliche Dinge einflüstern. Der Text wird im Wechsel gesprochen, die unterschiedlichen Schriften helfen Ihnen, den richtigen Part zu erkennen. Je fröhlicher das Engelchen und je fieser das Teufelchen gespielt wird, umso besser kommt der Dialog natürlich an. Eine tolle Verkleidung unterstützt das Ganze natürlich.

Engelchen:

Mit 50 fängt das Leben erst an,was man bei Dir gut erkennen kann.

 

Du gehst nun hinein in die goldenen Jahre...

 

Du stehst jetzt in der Blüte des Lebens,
du erntest, was Du sätest...

 

50 – das Tor zu Weisheit und Kraft –

 

Mit 50 war Goethe fast schon – ein Gott!

Zu 50 fällt mir „zweiter Frühling“ ein.

Mit 50 blickst Du ganz gelassen
eilenden Menschen hinterher.

Ganz von selbst gelingt Dir heute,
was Dir früher kaum gelang.

 

Du entscheidest kurz und bündig,
denn Dich ziert ein starker Wille...

Spielend kannst Du Dir heut leisten,
was Dir einst zu teuer war...

Zurück zum Disput: er wird heute 50.
Wie ist die Prognose? Eher schlecht? Eher günstig?

 

 

Das kann nicht Dein Ernst sein – er startet

voll durch!
Zu neuen Gestaden, mit Kraft, ohne Furcht.
Schau Dir doch an, wie er vor uns steht:
ein ganzer Mann...

...das ist doch schon bei der Geburt passiert.
Der Anfang...

...Lust...

...Weisheit, Klarheit...

...Geduld, Vertrauen...

 

...Freunde, Liebe...

 

Teufelchen:

Mit 50 ist mehr als die Hälfte vorbei –
wer wird schon 100? Von einer Million zwei?

 

...sind das an den Schläfen da nicht graue Haare?

...und man sät viel vergebens!

Na, wenn der mal heut noch zehn Liegestütz schafft!

Und Schiller mit 50 seit vier Jahren tot.

Das wird dann wohl einer der letzten sein.

Bleibt Dir auch nichts andres übrig,
Laufschritt fällt Dir jetzt schon schwer.

Lass uns schweigen von den Dingen,
die er heute nicht mehr kann.

...und kannst dann nicht unterschreiben
ohne Deine Lesebrille.

...meinst Du jetzt die dritten Zähne
oder eingewebtes Haar?

Du kennst meine Meinung: ab nun geht’s bergab.
Eine Frage der Zeit nur, dann macht er schlapp.

 

...der schon leicht gebeugt geht... Nein!
 Der Anfang vom Ende ist vorprogrammiert...

 

 

 

 

...das Ende...

...und Leid...

...Einsamkeit...

...Verbitterung...

 


(sie halten ein halb gefülltes Glas hoch und sagen zusammen:)
in diesem Trunk:
ist das Glas hier halb voll?
Oder ist es halb leer?
Du selbst triffst die Wahl, bitte sehr!

©Renate Eggert-Schwarten

Das folgende Gedicht ist für eine fünfzigjährige Frau ebenso geeignet wie für eine Mann. Ich schrieb es für eine Person, die mit fünfzig noch einmal alles anders machen wollte, aber ihren "inneren Schweinehund" nur schwer überwinden konnte. Zum Vortragen hatte ich tatsächlich einen Kippschalter mitgebracht, den ich ihr zeigte und anschließend schenkte.

Der magische Schalter


Es gibt einen magischen Schalter
fürs fortgeschrittene Alter.
Du kippst ihn nur,
dann wechselt die Spur!
Und in den nächsten 50 Jahren
wird ein völlig neues Programm gefahren.

Man denke z. B. nur an den Verschleiß,
der uns ereilt auf dem Weg zum Greis.
Das Ziepen und Nagen an Knochen und Sehnen,
die sich nur noch unter Schmerzen dehnen,
an das Knacken von Knorpeln und Gelenken,
die wir beim Sport oder Tanz uns verrenken,
an Rheuma, Arthrose, Arthritis und Gicht
und nicht zuletzt den Verfall im Gesicht...

Doch es gibt ja den magischen Schalter
fürs fortgeschrittene Alter.
Du kippst ihn nur
und wechselst die Spur.

Das Knacken der Knochen, das Ziepen und Nagen
musst du zwar weiterhin ertragen,
und auch bei den Falten
bleibt alles beim Alten,
doch – aus neuer Sicht
stört es dich nicht!

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier,
das geht mir so und wohl auch dir.
Doch wenn wir stets dieselben Sachen
auf immer gleiche Weise machen
- z. B. morgens lange knacken
anstatt den Tag beim Schopf zu packen –
dann tut es manchmal einfach gut,
wenn man die Dinge anders tut.

Auch hier hilft der magische Schalter
fürs fortgeschrittene Alter.
Du kippst ihn nur
und wechselst die Spur:

Du stehst im Morgengrauen auf
und machst dann einen Dauerlauf.
Du drehst deine Runden
so ein bis zwei Stunden.
Danach dehnst du die Glieder
wieder und wieder,
um Muskelkater und ähnliche Leiden
am nächsten Morgen zu vermeiden.
Zum Schluss noch die Übung für Bauch, Beine, Po,
denn wegen der Schwerkraft hängen die so...
Schließlich, nach all dem Schwitzen,
meditierst du im Sitzen
und atmest den Geist -
oder wie immer das heißt.

So, das war es im Groben,
jetzt darfst du dich loben.
Nun weißt du, warum solch ein Frühsportprogramm
nur von Menschen bis dreißig geschafft werden kann.
Und du sinkst in die Kissen
ohne schlechtes Gewissen
und schläfst jeden Morgen bis Mittag aus
so richtig faul – und machst dir nichts draus.

Mit fünfzig ist es auch angemessen,
erlittene Kränkungen zu vergessen.
Das Leben spielt uns übel mit,
wir werden härter Schritt um Schritt.
Dass unsre Eltern schuld dran waren,
darüber sind wir uns im klaren.
Und manch ein Mensch ließ uns im Stich
als wir ihn brauchten – fürchterlich!
Wie soll man so was je verwinden
und seinen Frieden wiederfinden?
Auch hier hilft der magische Schalter
fürs fortgeschrittene Alter,
du kippst ihn nur,
und schon wechselt die Spur.

Mit einem Male fällt dir ein:
Ich war doch selber so ein Schwein,
das einen andern sitzen ließ!
Mann, war ich sauer und wie fies!
Das eigne Hemd war mir so nah –
sein Leiden nahm ich gar nicht wahr...

Kaum schnuppre ich den eignen Mief,
wird Selbsterhöhung rela - tief.
Im Licht der eignen Fehlbarkeit
scheint manches Weh Wehleidigkeit.
Erkenntnis öffnet mir die Tür:
Vergeb ich dir - vergeb ich mir.

Dass dieser Schalter magisch wirkt,
ein Zauber sich darin verbirgt,
das ist ein Schwindel – zugegeben
und doch verändert er das Leben,
wenn wir ihn immer dort verwenden,
wo Mut, Kraft, Liebe, Hoffnung enden.
Du kippst ihn nur – nicht diesen Knopf,
sondern den Schalter in deinem Kopf -
und kannst prompt über Mauern gehen,
die schon ein Leben lang bestehen.
Ich schenk dir diesen Schalter hier
als ein Symbol für den in dir.

©Renate Eggert-Schwarten